Schon zieht herauf des Tages Licht. Wir flehn zu Gott voll Zuversicht. Bewahre uns an diesem Tag vor allem, was uns schaden mag.
Es ist 7 Uhr morgens. Nach unserem gregorianischen Lied brechen wir auf. Zunächst in Dunkelheit. Langsam zeigt sich die Morgenröte. Es ist still. Alle hängen ihren Gedanken nach. Fürs Frühstück rechnen wir mit einem Café in 1 ½ Stunden Fussmarsch. Das Morgenritual unserer 12köpfigen Pilgergruppe auf dem Jakobsweg von Roncesvalles nach Burgos.
Eine kleine Glaubensgemeinschaft für zwei Wochen. Wir brauchen nur das, was wir im Rucksack tragen. Und natürlich die Gastfreundschaft der Herbergen etc. auf dem Weg. Jeden Tag teilen wir intensiv das Leben: die Beschwerlichkeiten des Weges, die Blasen an den Füssen oder den Schlafsaal und den Tisch beim Pilgermenü am Abend. Viele Gespräche, beten, singen, scherzen und lachen.
Aber auch Trauer, als wir Anteil nehmen in einer Gedenkfeier für den verstorbenen Bruder eines Teilnehmers. Eine pilgernde, einfache Kirche.
Vor dem Hauptportal der gotischen Kathedrale von Burgos singen wir das Jakobuslied, fallen uns in Arme und feiern die Ankunft am Etappenziel für dieses Jahr auf dem Camino Francés.
Dann der Kulturschock am nächsten Tag nach dem Besuch von Kathedrale und Museum. „Ich habe so Mühe mit dieser Kirche. So viel Gold, Prunk und Klerikalismus“, sagt eine Teilnehmerin.
Ich denke: „Sie hat Recht!“ Wie sehr wünschte ich mir eine schlichte Kirche, in denen Fragen und Anliegen der Menschen Platz haben. Eine Kirche, die aufhört sich selbst zu zelebrieren. Die stattdessen Gottes Gegenwart in den Menschen und in der Gemeinschaft wahrnimmt.
Kirche sein in Einfachheit:
Ich plädiere für ein „Halleluja-Fasten“, für den Verzicht auf Hoch- und Pontifikalämter in der Kirche. Wäre dies nicht ein nötiges Zeichen angesichts der Trauer über all den Missbrauch für den unsere „heilige katholische Kirche“ Verantwortung trägt?