Eine glückliche Beziehung ist ein fundamentales Bedürfnis vieler Menschen. Doch welche Werte und Einstellungen bilden die Grundlage einer solchen Partnerschaft? In diesem Artikel schauen wir uns an, ob die traditionellen Vorstellungen von Pflichtgefühl und finanzieller Sicherheit oder die moderneren Werte von Liebe, Zärtlichkeit, Verständnis, Treue und Vertrauen die bessere Basis für eine Beziehung bilden.

Bestimmt haben Sie sich schon gefragt, was die wichtigsten Werte einer Paarbeziehung sind. Wenn nicht, dann lade ich Sie hiermit ein, vor dem Weiterlesen kurz darüber nachzudenken.

Falls Sie sagen würden: Liebe, Zärtlichkeit, Verständnis, Treue und Vertrauen sind die Fundamente einer glücklichen Beziehung, dann stimmen Sie mit der Mehrheit der Befragten überein. – Natürlich sind dies wichtige Werte, das scheint aus heutiger Sicht auch irgendwie logisch und richtig.

Doch dass dies nicht immer so war, zeigt ein Blick zurück in die Vergangenheit: 1965 gaben eine Mehrheit der befragten Menschen als die wichtigsten Fundamente einer Ehe Pflichtgefühl, Nachsicht, Kinder und finanzielle Sicherheit an.

Wahrscheinlich haben Sie das bereits gewusst, oder zumindest vermutet, wenn Sie zurück an die Ehe Ihrer Eltern denken. Dies entspricht einem traditionellen und in unserem Verständnis veralteten Bild der Ehe.

Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihren Partner auswählen, weil er materielle Sicherheit bietet oder ihre Partnerin, weil sie besonders pflichtbewusst und fleissig ist. Heutzutage unvorstellbar.

Doch wieso sind wir eigentlich so überzeugt davon, dass die heutigen Werte, die vor allem auf Gefühle setzen, die „richtigen“ Säulen für eine Ehe sind? Weil es sich so richtig anfühlt? Ist das Gefühl der Geborgenheit der Wegweiser?

Ob dies wirklich die richtigen Grundwerte für eine Paarbeziehung sind, muss angesichts der Trennungs- und Scheidungsrate bezweifelt werden. Jedenfalls sind es nicht die Werte, die einer Beziehung über längere Zeit Halt geben.

Ganz im Gegenteil: man muss annehmen, dass Beziehungen gerade deshalb so schnell in die Brüche gehen, weil zu hohe Erwartungen an die Zweisamkeit gestellt werden.

Das Zusammensein wird auf eine Liebesideologie aufgebaut, die in etwa nach der dieser Formel funktioniert: grösstmögliche Liebe = Intimität = Glück.

Doch man kann nicht immer nur glücklich und über beide Ohren verliebt sein, wenn man sich intensiv auf einen anderen Menschen einlässt.

So auch: wer nicht immer glücklich ist und auf Wolke sieben schwebt, hat vielleicht doch noch nicht den richtigen Partner gefunden oder ist „nicht glücklich genug“ für das „wahre Liebesglück“, das es zu finden gilt.

Folglich muss man weiter suchen, nach der wahren Liebe, dem wahren Glück…

Was für ein Unglück!

Es ist also eher zu bezweifeln, dass diese Gefühle das „richtige“ Fundament für eine Ehe darstellen.

Es ist absolut möglich in langjährigen Ehen glücklich zu sein, Geborgenheit zu empfinden und die Zärtlichkeit für einander über Jahre hinweg aufrechtzuerhalten. Aber das ist definitiv nur ein Teil der Wahrheit, warum Beziehungen Bestand haben.

In langjährigen Beziehungen kommen noch weitere tragende Werte dazu. Zumindest die Akzeptanz, dass man nicht immer „nur“ glücklich und zufrieden ist. Dazu später noch mehr.

Das Gefühle wie Liebe, Zärtlichkeit und Verständnis die wichtigsten Fundamente einer Ehe seien, entspricht einer sehr romantischen Vorstellung von Beziehungen. Auch wenn wir uns für noch so emanzipiert, aufgeklärt und vernünftig halten, scheinen bei der Wahl unserer Partner die Gefühle entscheidend zu sein.

Wir bauen unser gemeinsames Haus damit scheinbar ausschliesslich auf Liebesgefühlen auf.

Sind sie so entscheidend, dass wir den Stellenwert der Gefühle sogar über rationale Entscheidungen stellen? Unsere romantische Vorstellung scheint sogar gut funktionierende Beziehungen zu destabilisieren.

Wie sonst sollte man sich erklären, dass Paare angeben im Alltag ganz gut miteinander zurecht zu kommen und grundsätzlich auch glücklich zu sein, aber da „das Feuer fehle“ eine Trennung wohl das beste sei. Auf zum nächsten Feuer, bis auch dieses wieder erloschen ist?

Lässt sich das hohe Ideal einer perfekten Partnerschaft nicht halten, kann schnell das Gefühl entstehen, etwas Wichtiges fehle oder es müsste doch mit einem anderen Partner noch besser sein. Dieses hohe Ideal scheint das grösste Gift für funktionierende und glückliche Ehen zu sein.

Was sind denn nun die richtigen Werte für eine glückliche UND lang anhaltende Beziehung?

Vorweg: Es gibt eigentlich gar kein „richtig oder falsch“, es gibt immer nur „brauchbar und weniger brauchbar“, „nützlich und weniger nützlich“. Wenig nützlich für eine lang anhaltende, erfüllende Beziehung scheint es zu sein, wenn man der romantischen Vorstellung nachhängt, dass eine Beziehung nur dann wertvoll ist, wenn man Liebe mit permanentem Glücksgefühl gleichsetzt. Oder wenn überhöhte Liebesideologien den Wert einer Beziehung in den Schatten stellen.

„Der falsche Partner kann nur im Rahmen der eigenen Vorstellung zum falschen Partner werden“, erklärt der Heidelberger Paartherapeut A. Retzer. Und weiter vertritt er die Meinung: „Je genauer unsere Vorstellungen sind, was wir mit dem Partner erreichen wollen, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, den falschen Partner zu haben.“

Nach dem amerikanischen Paar- und Beziehungsberater Gary Chapman sind 5 Sprachen der Liebe dafür verantwortlich, dass man sich geliebt fühlt:

  • Lob und Anerkennung
  • Zweisamkeit
  • Geschenke, die von Herzen kommen
  • Hilfsbereitschaft
  • Zärtlichkeit

Liebe spüren und sich geliebt fühlen, hat also ganz viel damit zu tun, was wir TUN und wie wir verbal und nonverbal miteinander kommunizieren. Es ist nicht nur einfach so „ein Gefühl, das man halt hat oder nicht“. Zu Lieben und geliebt zu werden, sind aktive Eigenschaften! Das heisst, ich kann und muss etwas dazu beitragen um dieses Gefühl der Liebe und Anziehung aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer amerikanischer Psychologe, Robert J. Sternberg spricht von drei Säulen der Liebe, die in wechselseitiger Wirkung zueinander stehen:

  • Intimität bzw. Vertrautheit

Hier finden wir wieder die emotionale Seite der Liebe: Das Gefühl von Verbundenheit, Nähe, den Wunsch zu teilen. Aber auch Respekt und Wertschätzung gehören dazu.

  • Leidenschaft

Also wiederum eine Komponente, die die meisten Paare als Basis einer Liebesbeziehung sehen. Sternberg versteht jedoch unter diesem Begriff mehr als nur die sexuell-erotische Antriebskraft.

  • Entscheidung bzw. Verbindlichkeit

Hier kommt nun der spannende, entscheidende Punkt:

Verbindlichkeit! Ein Wert, den 1965 mehr als die Hälfte der Paare zusammen mit Toleranz und Nachsicht als wichtigstes Fundament einer Ehe nannten!

Interessant ist, dass Sternberg davon ausgeht, dass der Mensch sich zu einer Verbindlichkeit entscheiden kann.

Die romantischen Gefühle dürfen also durchaus dazugehören. Man sollte aber etwas dafür tun, das diese bleiben. Auch sollte man bereit sein, sich verbindlich auf eine Beziehung einzulassen. Diese Verbindlichkeit ist eine bewusste Entscheidung.

Zusammenfassend erlaube ich mir hier, folgende Werte – ergänzend zur romantischen Leidenschaft und Liebe – für eine langjährige glückliche Liebesbeziehung vorzuschlagen:

  • Die Akzeptanz, dass man in einer Beziehung nicht immer nur glücklich sein kann
  • Die Anerkennung, dass man für eine glückliche Beziehung etwas tun kann und muss
  • Die Bereitschaft, sich für eine Beziehung zu verpflichten, selbst wenn man nicht sicher ist und 1000 weitere Möglichkeiten hätte

Übrigens:

Die Schattenseiten gehören zum Leben dazu! Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung, Misserfolg, Verlusterlebnisse,… gehören auch zu einem glücklichen Leben! Glück ist ein Kontrasterlebnis!

Interessanterweise zeigt die „Glücksforschung“, dass die Menschen besonders glücklich sind, die das Gefühl haben, ihr Leben selber kontrollieren zu können. So ist es auch: Sie haben es in der Hand, Sie sind „Ihres Glückes Schmied“.

Abschliessend könnte es so zusammengefasst werden:

Eine glückliche und dauerhafte Beziehung erfordert ein solides Fundament, das auf Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen und Akzeptanz basiert. Die romantische Vorstellung von Beziehungen als ewiger Zustand von Glück und Verliebtheit führt oft zu unrealistischen Erwartungen und kann letztendlich eine Partnerschaft destabilisieren. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Beziehungen auch schwierige Zeiten durchlaufen und dass es notwendig ist, gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen. Indem man sich auf eine tiefe und ehrliche Beziehung einlässt, die auf einem soliden Fundament aus Vertrauen und Respekt basiert, können Paare eine erfüllende und lang anhaltende Partnerschaft aufbauen.

Peter Michalik

Buchempfehlungen:

Glückliche Beziehung - Bildung und Propstei – Römisch-Katholische Kirche im Aargau

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