Grüner Güggel: Ein Umweltzertifikat für Nachhaltigkeit in Kirchengemeinden

In Zeiten des Klimawandels, der zunehmenden Umweltzerstörung und mit dem Ergebnis der Abstimmung zum Klimaschutzgesetz vom 18. Juni 2023 ist es wichtiger denn je, dass Institutionen und Organisationen ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Auch Kirchgemeinden erkennen immer mehr die Bedeutung des Umweltschutzes und setzen sich für umweltfreundlichere Praktiken ein. Eine Initiative, die dabei eine entscheidende Rolle spielt, ist das Umweltzertifikat „Grüner Güggel“. In diesem Artikel wollen wir erklären, was genau Grüner Güggel ist und welche Ziele es verfolgt.

Aus dem europäischen Umweltmanagement EMAS, ein Standard für nachhaltiges Wirtschaften der Industrie, wurde für die Kirchen in Deutschland der Zertifizierungsprozess angepasst und 2012 war der “Grüne Hahn” geboren. Das Label “Grüner Hahn oder Grüner Gockel” hat sich seitdem zu einem wichtigen Instrument für umweltbewusste Kirchgemeinden entwickelt. Der Name „Grüner Güggel“ ist eine schweizerische Anpassung und wir seit 2015 verliehen. Bis heute (Stand Juni 2023) haben sich 63 Kirchgemeinden in der Schweiz zertifizieren lassen.

Das Zertifikat basiert auf einem Kriterienkatalog, der verschiedene Bereiche des kirchlichen Lebens abdeckt. Dazu gehören Energie, Mobilität, Beschaffung, Abfallwirtschaft, Wasser, Flächen- und Gebäudemanagement sowie Gemeindeleben und Kommunikation.

Die Vorteile sind:

  • Kosten senken
  • zum Klimaschutz beitragen
  • schonenden Umgang mit Ressourcen
  • Mitarbeiterbeteiligung zur Sicherung der Nachhaltigkeit in den Kirchgemeinden
  • Vertrauen und Transparenz durch Umwelterklärung
  • Anerkanntes Label als Verkündigungselement wird von aussen wahrgenommen
  • Vorbildfunktion im nachhaltigen Umgang mit unserer Schöpfung

Im 7 Minuten kurzen Video zum «Grünen Güggel» zeigt Jasmin Schmid, Umweltbeauftragte der Pfarrei Aarau, um was es bei diesem Label geht, wie es in der Pfarrei Peter und Paul umgesetzt wurde und was daraus entstanden ist.

Grüner Güggel - Bildung und Propstei – Römisch-Katholische Kirche im Aargau

Der Kriterienkatalog des Grünen Güggels ist bewusst breit gefasst, um den Gemeinden Flexibilität und Spielraum für ihre individuellen Bedürfnisse zu geben. Aus den Kriterien entscheiden die Kirchgemeinden selbst, wo Einsparungen oder Massnahmen sinnvoll, erstrebenswert und umsetzbar sind.  Dies ermöglicht es den Gemeinden, ihre Umweltleistungen schrittweise zu verbessern und kontinuierlich an ihrem ökologischen Fussabdruck zu arbeiten. Es ist ein häufig zu hörender Irrtum, dass am Ende der Zertifizierung ein Minergiestandard erreicht werden muss. Viele historischen Gebäude lassen dies gar nicht zu. Doch bereits eine kluge Steuerung der Heizungsanlage führt zu erstrebenswerten Einsparungen und kann ein Ergebnis im Managementprozesses sein.

Ein weiter Aspekt, der gerne im Zertifizierungsverlauf vom Grünen Güggel übersehen wird, ist die bewusste Einbeziehung der Mitarbeitenden und Mitgliedern der Kirchgemeinde. So können sich neue Räume der Freiwilligenarbeit eröffnen und der Kreis von Kirchgemeindemitgliedern, die sich von Umweltthemen ansprechen lässt, kann somit vergrössert werden. Die Abstimmung vom 18. Juni ist ein Indiz dafür. Trotz heftiger Polemik war es ein klarer Entscheid für mehr Nachhaltigkeit. Das Bewusstsein für mehr Umweltschutz ist in den letzten Jahren – gerade unter den jüngeren Bevölkerungsschichten – gewachsen.

Durch das Zertifikat werden Menschen ermutigt, über ihren eigenen Lebensstil und ihren Umgang mit Ressourcen nachzudenken. Kirchgemeinden können Umweltbildungsangebote und Veranstaltungen durchführen, um das Bewusstsein für ökologische Fragen zu schärfen und Lösungen für umweltbezogene Herausforderungen zu finden. Das Gesamtkonzept des Grünen Güggels in der Deutschschweiz bietet dazu einen kontinuierlichen Austausch an und hat einen Ideenspeicher aus den Aktivitäten der vielen zertifizierten Kirchgemeinden angelegt, welcher andauernd aktualisiert wird. Dieser kann jederzeit von zertifizierten Gemeinden abgerufen werden. Mit dem Zertifikat Grüner Güggel wird Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer mehr zu einem integralen Bestandteil des kirchlichen Lebens.

Um das Grüner-Güggel-Zertifikat zu erhalten, müssen die Kirchengemeinden verschiedene Schritte durchlaufen. Diese können sie auf der  Homepage der oeku einsehen, wo sie kontinuierlich aktualisiert und verbessert werden. Die Landeskirche im Aargau unterstützt die Zertifizierung und hat eigens dafür einen Öku-Fond eingesetzt, der als finanzielle Unterstützung dienen kann. Alois Metz, Umweltmanager der Landeskirche unterstützt und begleitet sie auf dem Weg zur Zertifizierung gerne. Aus der Erfahrung heraus ist das Prinzip des Konvois mehrerer Kirchgemeinden ein sehr zielsicherer Weg. Der nächste Konvoi startet am 26. Oktober 2023. Näheres dazu, lesen sie hier.

Der Grüne Güggel ist ein wichtiges und klares Werkzeug um die Vision in der Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus Wirklichkeit werden zu lassen. Es ist ermutigend, wie sich Kirchgemeinden über das Grüner-Güggel-Zertifikat hinaus für den Schutz der Umwelt einsetzen. Einen spannenden und gehaltvollen Appel können sie bei Eckart von Hirschhausen “Wir brauchen mehr Übernächstenliebe” nachlesen.

Wir freuen uns, wenn der Grüne Güggel auch von ihrem Kirchturm aus zu leuchten beginnt.

Haben Sie Fragen oder Anregungen, dann helfen wir Ihnen gerne weiter

Alois Metz

Umweltbeauftragter der katholischen Landeskirche Aargau
alois.metz@kathaargau.ch

Alois Metz – Bildung und Propstei, Römisch-Katholische Kirche im Aargau
Grüner Güggel - Bildung und Propstei – Römisch-Katholische Kirche im Aargau

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