Das Beste aus Bibliolog und Bibliodrama

Viele sagen, Bibliodrama sei zu hochschwellig. Bibliodrama brauche viel zu viel Zeit. Kürzere Formate seien in der Seelsorge und in der katechetischen Arbeit gewünscht.

Vor mehr als 10 Jahren haben wir darum angefangen zu experimentieren.

Wir, das sind Peter Zürn und Claudia Mennen sowie Nadia Rudolf von Rohr haben eine neue Kurzform erfahrungs-orientierter Bibelarbeit entwickelt. Wir haben das Beste aus dem Bibliodrama mit dem Besten aus dem Bibliolog verbunden. Zuerst haben wir die neue Methode Bibliolog in Bewegung genannt. Neu heisst sie BibelWort in Bewegung.

Wir möchten mit unserem neuen Format, die Sehnsucht nach Glaubens-Erfahrung, Lebensvertiefung und Gemeinschaft stillen. Im BibelWort in Bewegung gelingt das.
Die Teilnehmenden an einem BibelWort in Bewegung geben verschiedenen Rollen aus der biblischen Geschichte eine Stimme. Sie betreten heiligen Boden. Sie spüren, wie sie der Text hineinnimmt und die eigene Sehnsucht nach Leben berührt. Damit das gelingt, unternbricht die Leitung beim Vorlesen den Text. Sie lädt ein, für einen Moment in eine Rolle zu schlüpfen. Sie stellt eine Frage. Alle können darauf antworten oder auch schweigen. Durch die Fragen begegnen die Teilnehmenden sich selbst: dem Wunsch nach Aufbruch und dem Zögern, dem Ruf zur Freiheit und dem eigenen Gebunden Sein, dem Vertrauen und dem Misstrauen, dem Verlangen nach Leben und der Angst.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: 
Stell dir vor, Jesus ist unterwegs in Galiläa. Die Kunde von ihm hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Wo er hinkommt, laufen die Menschen zusammen. Jesus lehrt in den Synagogen. Er verkündet das Evangelium vom Reich Gottes überall, draussen und drinnen. Er heilt Taube, Lahme, Menschen mit zerbrochenem Herzen. Trauernde fühlen sich durch ihn getröstet. Menschen ohne Ausweg sehen neue Wege.

Jesus ist nicht allein unterwegs. Es begleiten ihn Frauen und Männer.
Nach dieser Einführung beginnt das BibelWort in Bewegung. Die Leiterin animiert die Gruppe aufzustehen. «Kommt, wir stehen auf und gehen nach Galiläa. Der ganze Raum hier, ist Galiläa. Wir machen uns auf den Weg, gemeinsam mit Jesus und den Jüngern…Während Du gehst, wirst Du selbst zu einem der Jünger». Dann liest die Leitung den ersten Vers der Geschichte: 1 Und es geschah in der folgenden Zeit: Er wanderte von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn…

Die Leitung lädt ein in die Rolle eines Jüngers zu schlüpfen. Sie fragt: «Was bedeutet es dir, mit Jesus und den anderen unterwegs zu sein?« Die Angesprochenen erzählen, wie erfüllend, wie anspruchsvoll, wie irritierend oder auch schön es ist, in der Nachfolge Jesu zu leben. 7
Die Leitung liest weiter in der Geschichte. Die Zwölf begleiteten ihn 2 und auch einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, 3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere.

Die Gruppe wird aufgefordert, sich an einen anderen Ort zu stellen: «Kommt auf die Seite, wo Maria, Susanna und Johanna stehen. Versuche dich für einmal in die Schuhe von Maria von Magdala zu stellen.» Die Leitung lässt den Teilnehmenden Zeit, den Ort zu wechseln und auch innerlich den Rollenwechsel zu vollziehen. Dann sagt sie: «Du bist Maria von Magdala. Aus Dir sind 7 Dämonen ausgefahren, laut dem Lukasevangelium. Maria, was sagst du dazu?»
Eine Teilnehmerin in der Rolle der Maria von Magdala reagierte folgendermaßen: « Sieben Dämonen? So ein Quatsch. Von sieben Fesseln hat mich Jesus befreit. Von der Fessel der Nachtbeachtung als Frau. Von der Fessel der Abwertung, weil ich so ein lebendiges Mädchen war. Von der Fessel der Gewalt, da ich körperlich gezüchtigt wurde. Von der Fessel des allmählichen Verstummens, der Fessel … « Sie erzählt, wie in der Begegnung mit Jesus das alles aufgebrochen sei. Und sie wusste sofort, dass sie ein neues Leben beginnen muss. Sie habe ihre Familie verlassen und sich der Jesusbewegung angeschlossen. Jetzt übe sie den aufrechten Gang!»

Es geht weiter im Text. Noch einmal wird die Gruppe aufgefordert, die Rolle zu wechseln. «Am Ende unseres kurzen Textes heisst es: Sie – Maria Magdalena, Johanna, Susanna und viele andere – unterstützten Jesus und die Jünger mit ihrem Vermögen.» Die Teilnehmenden gehen in die Rolle einer der Frauen, die mit Jesus gehen und ihn und die Jünger mit ihrem Vermögen unterstützen. Die Frage lautet nun «Wie unterstützt du Jesus und die Jünger?» Antworten sind zu hören wie «Ich unterstütze die Gemeinschaft durch meine Fähigkeit, zuzuhören und nachzufragen.», «Mein Vermögen ist es, die Gruppe zusammenzuhalten, für gute Stimmung zu sorgen», «Ich zeige, wie gut es ist, das zu sagen, was in mir wohnt. Offen zu sein und spontan».
Am Ende des BibelWortes in Bewegung sprechen die Teilnehmenden über das, was sie gerade erlebt und erfahren haben. Es wird klar:

BibelWort in Bewegung spricht Menschen in ihrer Tiefe an. Es bringt den persönlichen Reichtum hervor, der in den Teilnehmenden schlummert. Es zeigt die Richtung an, in der Menschen wachsen können. Viele Teilnehmenden staunen, wie durch das BibelWort in Bewegung die Freude am Glauben und an der Glaubensgemeinschaft neu geweckt werden.

Claudia  Mennen

Claudia Mennen – Bildung und Propstei, Römisch-Katholische Kirche im Aargau
BibelWort in Bewegung - - Bildung und Propstei – Römisch-Katholische Kirche im Aargau

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