Bibliodrama ist eine Methode, biblische Geschichten intensiv zu erleben. Es geht es nicht um eine rein intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Text, sondern um eine aktive Auseinandersetzung auf persönlicher Ebene. Das Ziel des Bibliodramas ist es, mich selbst im Spiegel der biblischen Geschichte kennenzulernen und weiterzuentwickeln. «Du hast mehr Möglichkeiten als du ahnst, ganz abgesehen von Gottes Möglichkeiten mit dir».
Vor jedem Bibliodrama wird ein sogenannter Kontrakt geschlossen, der den Ablauf, das Ziel und die Interventionsrichtung des Bibliodramas beinhaltet. Nach der Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge hat das Bibliodramas mehrere Schritte.
1. Zuerst wird der Text gelesen.
2. Aufgrund des ersten Hörerlebens werden an einem Plakat auf Zuruf der Teilnehmenden Elemente, d.h. Personen, Verben, Ortsnamen, Gegenstände et. gesammelt, die in der Geschichte eine Rolle spielen.
3. Es folgt ein Gespräch über den Text. Im Textgespräch hat alles Raum hat, was die Teilnehmenden in Bezug auf die Geschichte bewegt. Es geht nicht um ein exegetisches Fachgespräch, sondern um meinen persönlichen Bezug zum Text hier und heute.
4. Nach dem Gespräch wird der Text noch einmal gelesen mit der Einladung: Achte darauf, welche Rolle in der Geschichte dich anzieht. Was Sehnsucht weckt…
5. Nach dem zweiten Hören wird der Text in den Raum gelegt. Wichtige Stationen des Textes werden konkret im Gruppenraum verortet. Die Teilnehmenden besuchen alle Orte in einem meditativen Tempo. Sie spüren, wer sie heute sind in dieser Geschichte und wo sie stehen möchten.
6. Es folgt die Rollenrunde. Alle werden gefragt: Wer bist du? Wo stehst du? Was bewegt dich hier an diesem Ort. In dieser Rolle? Es geht im Rollengespräch darum, die gewählte Rolle mit dem eigenen Lebensstrom tiefer zu verbinden. Dabei hilft z.B. die bewusste Wahrnehmung, wo und wie ich an meinem gewählten Ort stehe, was ich fühle, was mich anzieht. Andererseits soll für alle Mitspielenden transparent werden, mit wem sie es im Spiel zu tun haben und aus welcher Perspektive die einzelnen auf den Text schauen.
7. Das Spiel kommt in Gang. Im Handeln und Sprechen gehen die Teilnehmenden aufeinander zu. Bewegungen und Interaktionen helfen den Einzelnen und der Gruppe, auf die eigene Glaubensspur zu kommen. Die Leitung hat die Aufgabe, das Miteinander von Text, Einzelnen und Gruppe zu ermöglichen und ihm Raum zu geben.
8. Nach dem Spiel folgt eine Pause, in der die Teilnehmenden Distanz zu ihrer Rolle und einen ersten Überblick über die gemachten Erfahrungen gewinnen können.
9. Dem Spiel folgt das Glaubensgespräch unter der Frage „Was hast du in deiner Rolle erlebt? Was bedeutet das für dich, dein Leben und deinen Glauben?“ Allen wird Gelegenheit gegeben, sich über Erlebtes, aber auch über das, was im Spiel nicht zum Ausdruck kommen konnte, auszutauschen.