Im Bibliodrama beschäftigt sich eine Gruppe intensiv mit einem biblischen Text!

So geschehen auch am 10. September 2020 in der Propstei Wislikofen.

Es wir die Geschichte gespielt in Lukas 24, 1-10. In aller Frühe gehen die Freundinnen Jesu zu seinem Grab, um den Leichnam zu salben, so wie es Sitte war.

Es ist ein Bibliodramaspiel, bei dem ich mitgespielt habe.

Vier Teilnehmerinnen wählen je eine Frauenrolle: Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus und zwei Jüngerinnen. Im Spiel stehen wir vor dem Grab! Wir sehen keinen Leichnam. Die Salben in unseren Händen haben wir wohl vergebenes mitgebracht. Eigentlich wollte wir Jesus durch diesen schönen Abschiedsritus noch mal nahe sein. Wir wollten seine Wunden berühren.

So wie er uns unterwegs durch seine Worte, Gleichnisse und Ermutigungen berührt hat. Wir wollten diesem Menschen nahe sein, etwas Gutes tun. Eine zärtliche Geste für einen zärtlichen Menschen, für einen Geliebten, für einen Lehrer, für einen Freund.

Jetzt stehen wir da, wie bestellt und nicht abgeholt. Dabei wollten wir Jesus durch unsere Salben seine Würde zurückgeben als König, Priester und Prophet, als Freund, Lehrer und Geliebter.

Plötzlich  hören wir eine Stimme aus dem Grab. Ein Teilnehmer hat diese Rolle gewählt. Die Stimme fragt: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier! Erinnert ihr euch nicht, was er gesagt hat, als er noch bei euch war?

Wir vier Frauen schauen uns ratlos an. Aber dann fragen wir einander: Wie hast du das damals mit Jesus erlebt. Was hast du mit ihm erfahren. Johanna erzählt davon, wie Jesus sie in die Mitte gerufen hat. Wie sie von ihm ermutigt wurde, auf ihr Herz zu hören und sich treu zu werden. Eine andere erinnert sich daran, wie sie geheilt wurde. Wie die Stimmen in ihr, die sie verurteilten, von Jesus zum Schweigen gebracht wurden.

So stehen wir vor dem leeren Grab in ein sehr persönliches Gespräch vertieft.

Und dann spricht die Stimme noch einmal:  «Der Leichnam ist weg. Was hindert euch daran, euch selbst zu salben als königliche Menschen, als Priesterinnen und Prophetinnen?».

Wir schauen uns an. Ja, was hindert uns? Es liegt so klar vor Augen.  Es liegt in unseren Händen. Salböl, mit denen die Könige gesalbt wurden. Salböl, das uns verbindet mit unseren Prophetinnen, mit unseren Glaubensmüttern und Vätern.

Maria beginnt und salbt Johanna, Johanna salbt eine andere und so weiter. Es ist etwas mit uns geschehen. Wir fühlen uns viel lebendiger als zuvor. Wir fühlen uns ein bisschen wie neu geboren. Durch den Schmerz hindurch haben wir eine neue Entdeckung gemacht. Es geht nur über uns weiter. Der Tote muss in uns auferstehen. Wir sind die Lebendigen, die seinen Weg fortsetzen und seine Frohe Botschaft weitererzählen. Wir sind diejenigen, die dazu berufen sind.

Theologisch ausgedrückt: Zusammen sind wir sein Leib. Leib des Auferstandenen.

Claudia Mennen

Claudia Mennen – Bildung und Propstei, Römisch-Katholische Kirche im Aargau
Bibliodrama Bildung und Propstei – Römisch-Katholische Kirche im Aargau

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